Ein Sturm mit Tradition
Tradition – nur noch wenige Automarken halten an den Werten, die hinter diesem einfachen Wort stecken, fest. Maserati ist hier ein Paradebeispiel. Seit über 100 Jahren besteht mittlerweile die Marke mit dem signifikanten Dreizack im Firmenwappen, über ein Jahrhundert zeichnet sie sich durch faszinierende Fahrzeuge, begnadetes Design und klangvolle Motoren aus.
Als man 1966 den ersten Ghibli, benannt nach einem fernöstlichen Sandsturm, präsentierte, gab man dem von Giorgetto Giugiaro entworfenen 2+2-Sitzer-Coupé vier Werte mit auf die Straße: Schönheit, hohe Leistung, Luxus und unvergleichlichen Komfort.
Mittlerweile sind 54 Jahre vergangen, der Name ist geblieben, doch die Zeit wandelte das Coupé in eine Limousine. Nicht jedoch die Grundwerte, hier haben es die Italiener geschafft, sie 1:1 mitzunehmen.
Schönheit. Liegt alleine im Auge des Betrachters. Der moderne Ghibli kombiniert seine dynamische Eleganz mit einer gewissen optischen Aggressivität. Er zeigt ganz klar: hier kommt ein außergewöhnliches Automobil. Aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet, hat die knapp 5 Meter lange Premiumlimousine markante Designhighlights, die sie von der Masse abhebt.
Hohe Leistung. Unter der Fronthaube schlagen noch immer V-Herzen. Sechs- oder Achtzylinder, der Maserati-Fan hat die Qual der Wahl. Bei den Benziner bedeutet dies ein Leistungsspektrum von 257 kW/350 PS bis hin zu 426 kW/580 PS im brandneuen Trofeo. Selbst ein Diesel darf zeitgemäß in einem Maserati sein Handwerk verrichten. Nicht nagelnd wie üblich, nein, bollernd und brodelnd wie ein V8 irritiert der 3-Liter V6 mit 202 kW/275 PS so manchen Skeptiker.
Luxus und Komfort. Setz dich mit verbundenen Augen in ein Auto und du spürst sofort, dass es sich um einen Maserati handelt! Der Duft des Leders, das Gefühl, wenn dich die Sitze aufnehmen, die Berührung mit den Oberflächen im Cockpit, die italienische Lässigkeit. Ohne viel Schnickschnack, ja teilweise sogar ganz einfach gehalten, zeigt dir der Innenraum, dass man ein Wohnzimmer auf vier Räder realisieren kann. Ein Ghibli verleitet in keinster Weise zum Rasen, klar, unser Testwagen mit dem 350 PS-Aggregat schafft den Sprint auf 100 in 5,5 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 267 km/h, aber seine Kunst ist es, den Fahrer mit seiner Souveränität und der entspannenden Ruhe im Innenraum von A nach B zu bringen. Dann genehmigt er sich auch mal weniger als 10 Liter Sprit. Man weiß, was er zu leisten vermag, doch man genießt einfach die Fahrt. Auch Dank seiner perfekt angepaßten 8-Gang-Automatik und seines Skyhook-Fahrwerkes mit kontinuierlich elektronischer Dämpferanpassung.
Selbstverständlich kostet ein Maserati auch Geld, allerdings nicht soviel wie manch einer wohl vermutet. Der Ghibli als Diesel startet bei 67.552 Euro, die Benziner beginnen bei 71.257 Euro. Unser Testwagen als „GranSport“ steht mit rund 82.700 Euro in der Preisliste (aktuell incl. 16{244e614040f7113cf61447f45486cc7b965cc968e2d617eb4de7354864766f60} MwSt.). Dies beinhaltet schon Dynamische Fahreinstellungen und Maserati Stability Program, 12-fach elektrisch verstellbare Sportsitze vorne, Voll-LED-Matrix Hauptscheinwerfer, 8,4“ Maserati MTC+ mit Navigation, DAB Radio, Apple Car Play, SD Kartenleser, Aluminiumschaltwippen am Lenkrad, Sportpedale aus Edelstahl, Parksensoren rundum, Türen mit Softclose-System, rote Bremssättel, 20″ Leichtmetallräder im URANO-Design und vieles mehr.
Fazit: Der Ghibli der heutigen Zeit schafft es, seinen Insassen die gute alte Maserati-Tradition auf jedem gefahrenen Kilometer zu vermitteln. Das Einsteigen durch die rahmenlosen Türen fällt einem leicht, das Aussteigen aus den hervorragenden Sitzen dagegen sehr schwer. Selten schafft es ein Fahrzeug, Emotionen so zu vermitteln. Bei Sportwagen ist das keine Kunst, bei einer Limousine jedoch kaum machbar. Der Ghibli beweißt, dass es funktioniert, wenn man als Autobauer mit vollem Herzen bei der Sache ist und auf Werte setzt, die andere schon vergessen haben.
Bericht: Guido Strauss/Fotos: Theresa Weinand/Nico Strauss